Sögeln – Deutschlands letztes Abenteuer

Von Irmgard Hölscher (ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins Sögeln), Originalfassung von 2014

Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1240.

Sögeln, ursprünglich ein eigenständiges Dorf im Altkreis Bersenbrück, ist seit der Gebietsreform 1972 ein Ortsteil von Bramsche im Landkreis Osnabrück. Im Jahre 1240 wird der Ort zum ersten Mal erwähnt. Zu dieser Zeit hatte Sögeln laut Urkunde „unum solidum“, eine Silbermünze, an den bischöflichen Oberhof in Bramsche zu zahlen.

Der Ort ist natürlich älter. Die Anlage der alten Vollerbenhöfe im Urdorfe lässt auf eine frühe Siedlungsform schließen. Niedersögeln ist eine jüngere Gründung, da hier die Halberbenhöfe und Kotten verstreut in der Feldmark liegen. Ab 1800 siedelten Neubauern an der sogenannten „Feldkante“. Im 20. Jahrhundert wurden an der Sögelner Bahnhofstraße zuerst Nebenerwerbsbetriebe angelegt, und schließlich entstand hier ein großes Neubaugebiet.

In der Mitte des Dorfes liegt Gut Sögeln. Es wird im Jahre 1323 zum ersten Male erwähnt, als der Bischof von Osnabrück, Gottfried von Arnsberg, die Gografschaft über das Gogericht in Bramsche von dem Knappen Henrico de Braken aus Sögeln erwirbt. Dafür werden von Braken die ersten vier Höfe und acht Kotten zu Lehen übertragen. Später stehen fast alle Höfe in Eigenbehörigkeit zu Gut Sögeln.

Das Lehnbuch des Bischofs verzeichnet 1350 Dethard von Ledebur als Besitzer der „ritterlichen Wohnung“ in Sögeln. 1412 sind die von Ledebur auf Gut Sögeln im Mannesstamme erloschen, und unter der Herrschaft des Boldewin von Knehem wird der Edelssitz 1426 zum ersten Mal als Burg erwähnt.

1536 baut Kord von Knehem eine Mühle, deren Betriebswasser er durch den Bau eines Mühlenbaches aus der Hase ableitet, was zu jahrhundertelangen Streitigkeiten mit den Betreibern benachbarter Mühlen führt. In dieser Zeit fällt auch die Anlage der dreifachen Wassergräben, die Haus Sögeln umgeben.

Die von Knehem sind ein kriegerisches Geschlecht, sie verdingen sich in den Niederländischen Freiheitskriegen als Söldner und bringen das Haus, die sich im hiesigen Räume zu einer Epoche entwickelten, in erhebliche Schwierigkeiten. Am 22. Mai 1556 wird ein Knecht in der Burg erschossen.

Seine Kinder verkaufen 1590 an Heinrich von Langen. Er ist ein streng gefürchteter Herr bei seinen Eigenbehörigen. Als die von Langen in Sögeln im Mannesstamme erloschen, heiratet Isabella Judith Sophie von Langen 1750 Julius August Friedrich von der Horst. Er steht bei seinen Eigenbehörigen in gutem Ansehen und führt auch in Sögeln die erste Markenteilung durch.

Seine Nachkommen verkaufen 1792 den Rittersitz an den Freiherrn von Münster, der ihn bereits 1793 an den Landdrost Friedrich Philipp von Hammerstein-Equord veräußert. Dieser errichtet bald ein „ganz neues herrschaftliches Haus“. Da Friedrich Philipp ohne Erben bleibt, tritt der Neffe Hans in Erscheinung, genannt der „tolle Hammerstein“. Von Kindheit an zu wilden Streichen aufgelegt, füllt er sein Leben mit Spiel, Zweikampf und Liebesabenteuern. Er besucht die Hochschulen in Göttingen, Helmstedt und Jena, wird aber seiner tollen Streiche wegen bald überall relegiert. Er entführt die junge Gräfin Schweinitz ihrem Gatten, gibt sie als seine Schwester aus und bringt sie im Nonnenkloster auf dem Gertrudenberge in Osnabrück unter. Er selbst führt sich als spanischer Mönch im Kloster Iburg ein und ermöglicht in dieser Verkleidung Zusammenkünfte mit seiner Geliebten. Schließlich tritt er in Militärdienste ein, beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Liebhabereien, bis er sich der Bewirtschaftung seiner Güter widmet. Da er davon wenig versteht, gerät er in Vermögensverfall und verkauft Gut Sögeln 1817 an den Generalsteuereinnehmer Georg Friedrich Rathgen aus Bremen. Durch Erbgang fällt Gut Sögeln an die Familie von Rappard und deren Nachfahrin Familie von Bock und Polach als heutige Besitzer. Sie ist bestrebt, Gebäude zu renovieren und die ganze Anlage in einem guten Zustand zu erhalten.

In Wirtschaftsgemeinschaft mit Gut Sögeln stand die Rothenburg. Sie wurde zeitweilig als Witwensitz genutzt. Im Jahre 1619 werden dort der Schulte (Verwalter) und die Wittib von Langen erwähnt. Ende des 18. Jahrhunderts ist die Rothenburg mit Heuerlingsfamilien besetzt.

Zu Gut Sögeln gehörte auch das Dammhaus, an der Lindenallee gelegen. Hier wohnte der Schmied und Pflugscharbauer Hellmich, er wurde 1868 der erste offizielle Schenkwirt in Sögeln. Im Jahre 1928 brannte das Dammhaus ab und wurde nicht wiederaufgebaut.

In den Hasewiesen an der Kreisstraße 147 liegt das 1990 fertiggestellte Verteilerbauwerk. Hier teilen sich die natürliche Tiefe Hase und die künstlich angelegte Hohe Hase. Der Bau wurde zum Schutz gegen das früher immer wieder im Hasebereich auftretende Hochwasser errichtet, das nun durch einen Zuleiter in den Alfsee fließt. Auch dem Sögelner Mühlenbach wird hier seine Wassermenge zugeteilt, um dem Hause Sögeln, das auf Pfählen erbaut wurde, den Wasserbedarf zuzuführen.

Die Sögelner Schulgeschichte begann im Jahre 1695 und endete 1973 im Zuge der Gebietsreform. Seit der Zeit werden die Kinder von Sögeln in Hesepe eingeschult. Das Erdgeschoss des Sögelner Schulhauses wurde in einen Kindergarten umgewandelt, der durch seine ländliche Lage mit großem Außenbereich auch von Kindern umliegender Orte gut angenommen wird. Im Obergeschoss entstand der Dorftreff, ein schöner, großer Raum für Zusammenkünfte aller Art. Er dient den Vereinen als Versammlungsort und wird auch für private Feiern gern genutzt.

Durch den Zuzug junger Familien, bedingt durch das Neubaugebiet an der Sögelner Bahnhofstraße im Westen des Ortes, hat Sögeln – „Deutschlands letztes Abenteuer“ – circa 900 Einwohner.